Heute Nacht werde ich draußen im Garten schlafen. Das nahm ich mir gestern vor. Und nachdem ich mir einen neuen Liegestuhl gegönnt habe, mit dem man verschiedene Liege- Stufen einstellen kann, dachte ich mir, dass es wohl auch ganz bequem sein könnte. Schließlich haben wir das früher in jungen Jahren öfter gemacht und da waren die Liegestühle noch nicht so bequem wie heute.
Gesagt, getan! Ich habe eine überdachte Terrasse und somit würden mich auch ein paar Regentropfen, die vielleicht kommen könnten, nicht stören und kaum treffen.
Als die Dämmerung kam, und sie schlich sich an diesem Abend etwas schneller heran, weil einige dunklere Wolken aufzogen, rückte ich meinen Liegestuhl an die richtige Stelle, also unter das Dach, legte ein großes Handtuch auf die Fläche und holte mir eine leichte Decke dazu. Daneben stellte ich mir einen kleinen Hocker, auf dem ich alles deponieren konnte, was ich für die Nacht brauchte: Eine Flasche Wasser, dazu ein Glas, Platz fürs Hörgerät, das Handy, meine Brille und einen Waschlappen für alle Fälle. Ich sprühte mich heftig ein mit einem Mittel gegen Mücken, schloss die Fliegengitter vor der Wohnzimmertür und stellte noch die Nachtschuhe ans Ende der Liege. Ich selber hatte einen dünnen Pyjama an, der mir genau richtig schien.
Zufrieden legte ich mich hin, hatte noch etwas Probleme mit der Stellung der Liege, versuchte verschiedene Einstellungen, bis ich zufrieden war.
Jetzt war es 24 Uhr, die Sterne hatten sich wieder hervor gewagt und die Wolken verzogen.
Wie in letzter Zeit so oft kam mir das Lied von Udo Jürgens in den Sinn und ich versuchte es ein bisschen leise vor mich hin zu summen :
Heute beginnt der Rest Deines Lebens,
heute fängt an, was Du daraus machst,
geh durch die Nacht dem Morgen entgegen,
als ob Du neu erwachst!!“
Udo Jürgens
Ja, es ist der Rest meines Lebens. Es ist wichtig, alles zu genießen, was da noch kommt. Viel wird das nicht mehr sein, wenn man an die nur noch wenigen verbleibenden Jahre denkt. Aber hoffentlich noch mit viel Genuss.
Gestärkt durch diese Worte schlief ich auch wirklich ein und wachte erst auf, als eine alte, grässlich scheußliche Stimme irgendetwas grunzte. Ich erschrak sehr, bis ich bemerkte, dass sich unser Igel durch den Garten bewegte. Der stöhnt und grunzt immer schrecklich. Noch leichtes Herzklopfen und einen zweiten Gedanken an unsere Fledermäuse in der alten Thuja, die mich erschrecken könnten und dann schlug ich die Augen wieder zu.
Nach einer Weile raschelte es hinter mir und ich blickte hoch. Die schwarzgraue Katze vom Nachbarn schlich an mir vorbei durch die Büsche und ich beschloss, meine Hörgeräte auszuziehen, um endlich in Ruhe schlafen zu können.
Wieder ein kurzer Blick zu den Sternen und ich sah ein paar Sternschnuppen oder vielmehr glaubte ich, sie zu sehen und wünschte mir demzufolge eine wunderschöne Nacht und gute Träume.
Plötzlich hörte ich Kindergeschrei, suchte die Hörgeräte, steckte sie wieder ins Ohr, um das Geschrei deutlicher zu orten und stellte fest, dass sich Katzen einen Kampf lieferten. Wie Kindergeschrei!!! Schrecklich!
Solange es nicht ein Kampf mit mir ist“,
dachte ich noch, schloss die Augen und fing an zu träumen.
Es war 3 Uhr morgens, als mich die ersten Tropfen trafen, denn die Überdachung der Veranda ist nicht überall gleich tief. Ich lag an der schmalen Seite, wo ich die Geranien auch noch im Dunkeln vor dem Schlafzimmerfenster grüßen konnte. Es schien mir ein guter Platz zu sein, wo ich alles übersehen konnte, im Wachen wie im Traum.
Ich hatte noch immer die Hörgeräte an und das Gequietsche ging mir auf die Nerven, wenn ich mich auf die rechte oder linke Seite legte. Also raus damit, ich wollte endlich Ruhe haben. Und der Regen? Der Wetterbericht hatte sich getäuscht. Es waren nur drei Tropfen, die gefallen waren und so nahm ich mir vor, die restliche Nacht noch tapfer durchzuhalten.
Nach ungefähr zehn Minuten fing es wieder an zu regnen.
Diesmal kräftiger und so kroch ich von der Liege runter und schob sie unters breitere Dach. Ich suchte nach den Nachtschuhen. Die aber waren inzwischen schon nass, weil ich sie beim Verschieben der Liege in Richtung Garten bugsiert hatte.
Noch einen Versuch gönnte ich mir, die Nacht zu einem Erfolg zu machen,da sah ich die Katze auf meinem Gartentisch, wohin sie vermutlich vor dem Kater geflüchtet war. Und sie stieß dabei alle meine Blumenpötte runter auf den Boden, die auf meiner schönen hellgrünen Tischdecke gestanden hatten. Es schepperte und es ging zu Bruch, was zu Bruch gehen konnte und die ersten Lichter in den anderen Wohnungen des Hauses gingen an.
„Hallo, ist da jemand,“ fragte eine alte Stimme und ich schlich mich vorsichtig durch meine Fliegengitter Tür ins Haus und dachte :