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Probezeit für eine Ehe

Probezeit für eine Ehe

Völlig verzweifelt stritten sie miteinander und konnten sich nicht verstehen. Dabei war es anfänglich so, dass sie keine Worte brauchten, um einander nahe zu sein. Seit einem Jahr waren Gitte und Henning verheiratet und täglich wurde ihr Drama größer. Wie sollte es erst einmal werden, wenn sie Kinder hätten? Und sie wünschten sich beide welche. Das war das einzige, was sie noch gemeinsam hatten.

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Schlechtes Wetter — zurück ins Bett!

Schlechtes Wetter — zurück ins Bett!

Die ganze Nacht hatte es geregnet und als sie am Morgen aufstand, sah sie, dass sogar der Rasen voller nassem Schnee lag. Sie spürte fast dieses nasskalte Wetter durch die Scheibe und wäre am liebsten wieder ins Bett gestiegen. Ihr Kopf brummte, als habe sie eine Nacht durchgefeiert. Aber Pustekuchen, sie hatte sich nichts derartiges gegönnt.

Sie bereitete sich für den Tag vor, erledigte die Dinge im Haus, holte den Enkel im ersten Stock des Hauses ab, um ihn in den Kindergarten zu bringen. Lust hatte der Kleine auch nicht und verzog ständig das Gesicht, weil Regen und Wind ihn daran hinderten  geradeaus zu gucken. Anschließend marschierte sie weiter zum Zahnarzt und später zur Bandscheibentherapie.

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Entsetzen über Straßen voller Schutt und Asche

Entsetzen über Straßen voller Schutt und Asche

Voller Mitgefühl und Entsetzen sah ich mir die letzten Bilder aus der Ukraine an, ehe ich die Nachrichten abstellte. Es war spät und ich wollte die Gedanken an diese Bilder der Zerstörung wegschieben. Doch heute gelang mir das nicht.

Plötzlich sah ich mich selbst 1944 nach langer Bombennacht als 3jährige allein auf der Straße voller Schutt und Asche stehen. Es war eisig, der kalte Rauch biss in die Augen, dass die Tränen liefen, es roch nach Verbranntem und der Himmel wurde kaum hell, während die letzten Nebelschwaden über die Trümmerfelder zogen und in der Ferne letzte Bomben explodierten und kleine Feuer aufloderten.

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Das Mädchen und der Fluch

Das Mädchen und der Fluch

Das kleine Mädchen mit den halblangen, blonden Haaren starrte zum Fenster raus in den Himmel und träumte vor sich hin. Sie war 12 Jahre alt und ihr größter Traum war Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin zu werden. Sie schaute auf die Äste der Bäume, die sich wiegten wie ihre Arme im Ballett. 

Sie schrieb Gedichte, trug sie in der Schule vor und liebte es, auch Lieder in verschiedenen Sprachen vorzusingen. Ein glückliches Kind. Dafür war sie des Öfteren nicht so ganz in der Gegenwart. Manchmal trug sie verschiedene farbige Strümpfe oder zog auch mal den Pullover links herum an. Aber das lachte sie meist fröhlich weg und nannte sich eine zerstreute Professorin.

Auch für ihre Eltern war es klar: sie wird mal zur Bühne gehen, denn schon als kleines Kind liebte sie das Theater und lernte viele Texte auswendig. Und der Vater meinte oft, dass er wohl tüchtig würde arbeiten müssen, damit seine Tochter die Schauspielschule besuchen könnte. Die Kleine gab immer zur Antwort, dass sie fleißig sein wollte, um viel Geld für die Eltern zu verdienen, wenn sie mal groß sei und im Beruf stehen würde.

Dann wurde der Vater schwer krank und am Ende starb er. Sie alle waren sehr traurig und für lange Zeit wurden keine Pläne, keine Ferien, einfach nichts gemacht, denn das Geld wurde knapp und sie blieben für eine düstere Zeit in tiefer Verzweiflung.

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Die Queen von nebenan

Die Queen von nebenan

Meine Nachbarin und ich wohnen Tür an Tür. Wenn wir einander sprechen wollen, klingeln wir leise zwei Mal. Wir siezen uns und haben das ein für allemal so festgelegt. Wir wollten das so altmodisch wie früher. Schließlich sind wir auch von früher mit 82 und 83 Jahren. Alles andere wäre für uns beide gewöhnungsbedürftig. Meine Freunde und ich nennen sie die Queen. Sie war mal 156 cm groß. Jetzt ist sie nur noch 148 cm groß, hat einen runden Rücken und wechselt oft täglich mehrmals die Klamotten. Manche, so sagt sie, habe sie mal gekauft, aber bis heute noch nicht getragen, und dabei guckt sie immer ein bisschen schnippisch. Und das scheint auch zu stimmen, denn des Öfteren ist noch ein altes Preisschild an dem einen oder anderen Pullover.

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Himmel und Hölle

Himmel und Hölle

Mein Haus ist auch Dein Haus!
Aber wenn Dich Geister 
in meinem Haus besuchen sollten,
so sind es nur Deine Geister!
Meine habe ich
schon lange vertrieben!

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Ein Brief für die erste Liebe

Ein Brief für die erste Liebe

„Mama, verstehst Du das? Ich kann einfach nicht mehr dichten. Als ich 14, 15 Jahre alt war, konnte ich das noch so richtig gut. Ich war ein Poet! Jetzt bin ich 17 und nichts geht mehr!“ — „Kommt drauf an, was Du dichten möchtest!“ — „Irgendwas schönes für Moni. Die hat doch morgen Geburtstag!“ — „Ach, für Moni willst Du was dichten? Der solltest Du etwas Liebes schreiben. Du bist doch verliebt in sie! Und sie in Dich. Oder?“ — „Ja, klar!“ 

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Aus einer Jugendfreundschaft wird Liebe im Alter

Aus einer Jugendfreundschaft wird Liebe im Alter

Henrik Golderman war ein Menschenfischer. Er wusste genau, wie man die richtigen Menschen zusammenführen konnte. Er hatte ein unglaubliches Gespür, wer zu wem passt. Und das war auch der Grund, warum diese Gruppen dann so stark wurden.

Privat sah das nicht so gut bei ihm aus. Er war einmal verheiratet für kurze Zeit und dann mit 70 Jahren lose verbandelt mit einer seinen vielen Freundinnen, wobei er nicht gerade glücklich war.

Aber das ließ ihn zu Hochform auflaufen bei all den Menschen, mit denen er arbeitete. 

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Als meine Mutter die Sprache verlor

Als meine Mutter die Sprache verlor

Nachdem meine Mutter nach einem schweren Schlaganfall in ein Heim kam, weil—wie die Ärzte sagten—sie nur noch eine Hülle sei und nicht mehr behandelbar—die Betten für frische Fälle gebraucht wurden, waren wir Kinder alle überfordert. Sie war einseitig gelähmt mit ihren 91 Jahren, konnte nicht mehr sprechen und somit blieb uns nur das Heim als Lösung. Zwei meiner Brüder, die vor Ort wohnten, waren sehr krank, ein anderer Bruder beim Militär und meine Schwester und ich wohnten nicht vor Ort. So entschieden wir uns gemeinsam, sie in ein nettes Heim zu bringen, um sie versorgt zu sehen.

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Wie Holly lernt, ein bisschen die Welt zu retten

Wie Holly lernt, ein bisschen die Welt zu retten

Die kleine Holly war die letzten Weihnachtswochen sehr unruhig und fürchtete, dass sie das Fest verpassen würde. Eines Nachmittags zog sie ihren Mantel an und machte einen Spaziergang durch den leise rieselnden Schnee, um den Kopf ein bisschen frei zu kriegen. Mit ihren 14 Jahren bekam sie schon genug von den Sorgen der Welt mit, der Menschen, den Armen und den Reichen, der Angst der Jugend, dass sie die Welt nicht retten könnten und irgendwann verhungern müssten. Das alles ließ sie unruhig werden. Und als auch noch der Krieg in der Ukraine ausbrach, wurde ihr Herz ganz schwer. Immer wieder sprachen sie in der Schule über all diese Geschehnisse und diskutierten darüber, was man tun könne, um das Chaos zu stoppen.

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Der aale Herr Umbach

Der aale Herr Umbach

Lange Zeit war er kein „aaler“ (also „alter“) Herr Umbach. Aber weil seine Statur so hoch, sein Rücken ein bisschen krumm war , sein Bart länger als normal und sein Haar ein bisschen wirr und lockig, spielte er Jahr für Jahr den Weihnachtsmann. Und das machte er sehr gut, auch wenn wir nie wussten, ob er das gerne tat.

Dann starb seine Frau und über Nacht wurde sein Haar weiß, der Bart blieb noch dunkel. Doch von da an gab es bei uns im Dorf keinen Weihnachtsmann mehr. Wir suchten und suchten, es wollte keiner diesen alten Herrn spielen. 

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Weihnachtszeit, Plätzchenzeit

Weihnachtszeit, Plätzchenzeit

Allmählich wird es Zeit und wir wollen endlich wieder Plätzchen backen. Hoffentlich gibt es noch Backpulver, Zucker, Mehl und alle anderen Zutaten. Meine Nachbarn vermissten schon das Mehl, andere den Zimt und ich Kardamom. Aber wir können ja auch mal wieder Makronen backen, die wir nur mit Haferflocken formen, weil wir keine Haselnüsse oder Kokosflocken bekommen haben. Es ist eben nicht alles perfekt, aber trotzdem lecker und schön. Und wir leben.

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Dem Tod als Familie gemeinsam begegnen

Dem Tod als Familie gemeinsam begegnen

Der Vater blickte grübelnd aus dem Fenster und starrte den grauen Himmel an. Seine Frau lag nun schon so lange im Krankenhaus und würde vermutlich auch nicht mehr zurückkommen. Doch immer wenn er seine Tochter fragte, ob sie mitkommen wolle, die Mutter zu besuchen, schüttelte sie den Kopf, weil sie keine Zeit hatte. Sie musste für die Schule lernen, sie hatte Sport, sie hatte Klavierunterricht, sie hatte… Was war das bloß, was sie wirklich hinderte, ihre Mutter zu besuchen? Ihr Verhältnis zu und miteinander war unbelastet, wie er das sah. Und so blieb er mal wieder völlig ratlos zurück, als seine Tochter auch diesmal sagte, dass sie nicht mitgehen könne.

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Darf eine alte Freundschaft so zerstört werden?

Darf eine alte Freundschaft so zerstört werden?

Hannelore und Anna Maria waren zwei Freundinnen, die sich allerdings in den letzten 20 Jahren nicht mehr gesehen und gesprochen hatten. Aber sie wussten, dass sie beide zeitlebens Freundinnen bleiben würden.

Und eines Tages rief Hannelore an. Sie hatte oft nach der Adresse der anderen gesucht, bis ihr einfiel, dass sie die Geschwister der Freundin anrufen könnte, da sie von denen wusste, dass sie noch in Kassel lebten.

Und so kam endlich nach so langer Zeit ein Gespräch zustande. Sie meldete sich und Anna Maria fiel fast aus den Wolken vor Freude, wen sie da an Telefon hatte und meinte gleich: „Ich wusste nicht, wo ich Dich suchen sollte. Deine Kassler Adresse gibt es nicht mehr, Euer Familienhaus steht auch nicht mehr, denn einer meiner Brüder hat in der Straße nach Deiner Familie sehen wollen,hat aber die Straße nicht mehr gefunden.“ — „Ja, die Straße gibt es nicht mehr und meine ganze Familie ist in alle Winde zerstreut.“

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Die Welt ist bunt, die Welt ist schön

Die Welt ist bunt, die Welt ist schön

Farben sind doch etwas Wunderbares. Wir müssen nur die Augen aufmachen und schon sehen wir sie. Zuhause — im Garten — auf der Straße — einfach überall. 

Und seit ich endlich wieder male, ist auch mein Leben wieder bunter geworden. Und wenn Ihr im Augenblick vielleicht in einem Stimmungstief hängt, weil es so viele schlechte Nachrichten gibt, empfehle ich auch Euch: Macht Euch das Leben wieder bunter. 

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Die Tage werden länger, es schlägt auf das Gemüt

Die Tage werden länger, es schlägt auf das Gemüt

In den letzten Wochen war ich stumm. Mich hatte der Herbstblues gepackt.

Und immer, wenn ich dann nicht mehr wusste, was ich denken sollte außer an Krieg, an Umwelt, an Corona, an eingesperrte Menschen wegen des Kopftuches oder erneut Corona in China, an Atombomben, Überschwemmungen, Dürre und Hungersnot, nahm ich Leinwand, Pinsel und Farbe, um wieder Luft zum Atmen zu bekommen.

Nun könnt Ihr schauen, was ich daraus gemacht habe.

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Tiefe Freundschaft

Tiefe Freundschaft

Heino Schweiger, der Chef der Grafik-und Design Gruppe, kam mit geheimnisvollem Gesicht ins Atelier, hatte einen jungen Mann im Schlepptau, den er dann als Ernesto vorstellte. Ernesto sollte unser neuer Chef-Dekorateur werden. Ein junger, angesagter, sehr begabter Gestalter, von dem wir schon viel gehört hatten. Der könnte wohl für ziemlich viel Unruhe in der Deko-Abteilung sorgen, weil der erste Dekorateur sich nicht so leicht von seinem angestammten Platz verdrängen lassen würde.

Ernesto war sehr nett und außerordentlich höflich und kooperativ. Wir im Atelier sahen ihn nicht oft. Aber manchmal kam er einfach nur so zu uns, weil er sich über das eine oder andere informieren wollte.

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Im Herzen ist sie noch da

Im Herzen ist sie noch da

Der alte Mann war sehr traurig. Seit seine Frau gestorben war, ging ihm nichts mehr von der Hand. Nicht, dass es vorher besser geklappt hätte, weiß Gott nicht. Aber sein Selbstbewusstsein war größer gewesen, denn sie hatten einander komplett gemacht. Doch nun war er allein.  

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Kaffeeklatsch mit Unterberg

Kaffeeklatsch mit Unterberg

Kaffeeklatsch mal wieder nach langer Zeit. Für jeden habe ich versucht, das Richtige hinzustellen, was er gerne isst und vor allem auch darf! Wir sind zu viert und jeder von uns hat so seine weiblichen Problemchen.

Lange stehe ich vor meinem Kleiderschrank und schaue, was mich nicht zu dick macht und vor allem auch nicht so eng an mir runterfällt, so dass man trotz Weite immer noch alle Fettröllchen verfolgen kann. Das ist gar nicht so einfach.

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Irren ist menschlich

Irren ist menschlich

Marianne hatte die ganze Nacht ziemlich unruhig geschlafen. Sie wusste nicht warum. Immer wenn sie auf die Uhr sah, war die Zeit kaum vergangen. „Das haben Uhren wohl so an sich,“ dachte sie noch: „Entweder vergeht die Zeit nicht oder sie rast uns davon.“

So gegen vier Uhr stand sie auf, ging zur Veranda und sah hinaus. Es war noch dunkel und nur eine Laterne zerschnitt die Dunkelheit. So ging sie wieder zurück ins Bett. Doch als es schließlich fünf Uhr war, sie noch immer nicht wieder wirklich ruhen konnte, stand sie endgültig auf, zog den Morgenmantel an und leicht torkelnd schaute sie zur Straßenseite hinüber, um zu sehen, ob die Busse schon fuhren.

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Unerbitterliche Hitze

Unerbitterliche Hitze

Unschuldig stieg die Sonne am Morgen wieder auf. Sie hatte vergessen, dass der Himmel eigentlich endlich mal wieder weinen wollte.

Sie schob die letzten Wolkendecken zum Horizont und begann zu scheinen wie all die vielen anderen Tage zuvor, nur etwas sanfter, als wolle sie zeigen, dass der Herbst schon naht. 

Darum konnte Hanne auch noch ein paar Stunden im Garten arbeiten und die Kräuterecke mit den 7 Kräutern für die „Grüne Soße“ neu einrichten.

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Was ich im September am meisten vermissen werde

Was ich im September am meisten vermissen werde

Die schönen und praktischen Dinge in diesen schlechten und traurigen Zeiten sind bald Vergangenheit: Am 31. August ist die “Billig Ticket Zeit” vorbei. Ich hatte mich so gut auf diese Zeit eingerichtet.

Das erste, was ich seinerzeit entschied, war: Wo muss ich überall hin? Wo gibt’s die besten Parkplätze? Wie sind die Verbindungen zwischen Bus, Bahn und Parkplätzen? Wo sind die meisten Geschäfte, wo ich einkaufe und — was ist meine größte Stärke und welche meine körperlich größte Schwäche?

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Nicht nur Vögel haben Flügel

Nicht nur Vögel haben Flügel

„Am liebsten wäre ich wie ein Vogel oder Engel davon geflogen, wenn ich als Kind sehr traurig war. Oder ich wollte wenigstens Flügel haben, um das Leben von oben zu sehen, von wo aus alles so viel schöner und ganz klein aussehen musste. Und so aufgeräumt und sauber.“

Dies sagte die Großmutter zu Suse, als diese ganz traurig zu ihr gelaufen kam, weil ihr kleiner Wellensittich einfach von der Stange gefallen und tot war.

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Eine lebenslange Freundschaft

Eine lebenslange Freundschaft

Robert und Helga waren ganz alte Freunde und haben sich auch in den letzten 65 Jahren ihres Lebens nie aus den Augen verloren.

Nun schrieb er ihr aus Amerika, dass er einmal nach Deutschland kommen wolle, um alte Bekannte zu sehen und besonders sie dürfe dabei nicht fehlen.

Robert und Helga kannten einander schon, als Helga frisch und jung nach München kam, um Kunst zu studieren. Und Robert wollte das auch. Nur er hatte schon früher angefangen als sie. Er ärgerte sie manches mal, dass er schon viel weiter sei als sie. Allerdings stimmte das auch und so ließ sie ihn gewähren.

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