Jetzt kann ich mich nicht mehr länger drücken und die Arbeit, die mich im Garten erwartet, ignorieren. Eigentlich eine wunderschöne Beschäftigung, vor allem, weil man im Kleinen an jeder Stelle gestalten kann. Aber ich finde, selbst wenn der Himmel seit Tagen schon blau ist, bleibt die Kälte. Und damit braucht die Natur auch viel länger, um aufzuwachen. Und ich finde es auch noch ungemütlich bei der Kälte im Garten zu arbeiten.
Doch gestern ging ich in den Garten und fing endlich wieder an Unkraut zu zupfen. Und das wartete nicht so lange bis es wärmer wurde, sondern guckte schon wieder an allen Stellen ziemlich frech aus dem Boden. Doch bevor ich damit anfing, kontrollierte ich erst einmal den Teich. Ja, die Seerosen fingen schon an und zeigten die Blätter, aber es gab noch nichts, was sich sonst schon immer um diese Zeit im Wasser tummelte: die Kaulquappen. Ob ich das Wasser mal ein bisschen anwärmen sollte, damit die Kaulquappen warme Füßchen, sprich Wackelschwänzchen bekommen sollten. Oder ihnen Wärmflaschen geben?
Die Kamelien blühten schon alle drei, die ich in verschiedenen Größen im Garten stehen habe. Aber sie blühen sehr verschämt und scheinen auch nicht so ganz erfreut zu sein die kalte Luft zu ertragen. Doch die Azaleen halten sich fast an die richtige Zeit und fangen schon an ihre Farbigkeit zu zeigen. Und da ich ganz viele von denen im kleinen Garten habe, erfreut es mich jeden Tag mehr, wenn ein neuer Strauch seine Schönheit beginnt zu zeigen, denn am Ende sieht das Ganze wie ein wunderschöner vielfarbiger Blumenstrauß aus.
Die Hummeln und Wildbienen sind schon seit langem im Garten und halten sich in großer Zahl in der Heide auf, die hell lila blüht und wunderbar duftet.
Inzwischen kann ich auch wieder alle meine lieben Vögel begrüßen, die unterschiedlich schüchtern oder kess sind, wenn ich durch den Garten gehe. Die fast zahmen Rotkehlchen, den sehr schüchternen Zaunkönig mit seinem witzigen hochstehenden Stert, ein Stieglitz Pärchen, den Kleiber, der immer den Baum nach unten klettert und nicht nach oben, die Braunellen, vor denen ich mich manchmal noch immer erschrecke, weil ich denke, das seien Mäuse, wenn sie ihr Futter am Boden suchen und die Meisen, die in diesem Jahr in geringerer Zahl bei mir sind. Dazu die Amseln, die fast neben mir am Tisch die Rosinen futtern und die frechen Elstern, die ich so wunderhübsch finde und die auf die Zeit warten, wo sie die Eier oder die Jungen der anderen Vögel mopsen können. Das ist dann der Augenblick, wo ich sehr viel im Garten bin, um sie aufzuhalten die Nester auszuräubern. Bei meiner Nachbarin gibt es sogar ein Sittichen-Pärchen und den Dompfaff, der mich allerdings auch oft besucht oder hin und wieder ein Bad in unserem Teich nimmt.
So, nach all dem Gerede ging es gestern los und ich setzte mich auf mein Kissen, um halb am Boden liegend die Unkräuter rauszupuhlen. Manche konnte ich leicht rausziepsen, während es dem Löwenzahn widerstrebte, seine Pfahlwurzel los zu lassen.
Als ich die erste Ecke im Garten fertig gereinigt hatte, wollte ich aufstehen, um mir einen Überblick zu verschaffen, welche nächste Ecke dran sei. Außerdem tat mir schon meine Hüfte etwas weh. Langsam schob ich mich auf die Knie, um von da aus mit dem üblichen Schwung aufzustehen. Aber das ging irgendwie nicht. Ich schob ein Knie vor, um das nächste nachzuziehen und war erstaunt, weil ich das nur gerade eben so schaffte. Naja, und dann musste ich nur noch ein bisschen Schwung nehmen und schon würde ich wieder stehen. Aber weit gefehlt. Ich streckte meinen Po in die Höhe und schaffte es nicht mehr weiter. Oh Gott, hilf mir. Aber eine innere Stimme antwortete:
Du bist eingerostet! Da kann der liebe Gott Dir nicht helfen.”
Die Zeit wurde länger und länger und ich konnte nichts erreichen, woran ich mich weiter hätte hochziehen können. Muss ich nun auf allen Vieren mit hoch erhobenem Po bis zu einem Stuhl wackeln? Ja, ich musste und wer mich aus unserem Haus gesehen hat, wie ich diese kurze lange Strecke strampelte, der wird seinen Spaß gehabt haben. Ich hatte ihn nicht!
Doch die Schmach war noch nicht zu Ende, denn als ich mich am Stuhl hochziehen wollte, kippte der um. Ich war verzweifelt und wagte einen Blick auf unsere Hausfassade zu werfen, um zu sehen, wer da alles lachend am Fenster stand. Doch ich sah keinen. Danke, danke! und dann bemerkte ich, dass mir der umgekippte Stuhl mehr Hilfe bot, als der stehende, denn so konnte ich mich gut abstützen und endlich aufstehen.
Daraufhin ging ich erst einmal in die Küche und kochte mir einen Kaffee. Währenddessen überlegte ich mir eine andere Strategie, wie ich meinen Garten weiter bearbeiten konnte ohne laufend mit Problemen kämpfen zu müssen. Oder meinen Nachbarn den Wertesten zu zeigen!
Darum würde ich nun immer einen Hocker mitnehmen und den Abfallkorb neben mich stellen, weil ich nun wusste die Zeit ist gekommen, wo die müden Knochen nicht mehr so wollen wie sie mal konnten. Und ich in sicherem Schutz arbeiten konnte.
Noch etwas erschöpft von dem ganzen Spiel ging ich wieder in den Garten, diesmal mit leichtem Hocker, dem Korb und etwas besserem Werkzeug und fing an, mir den Platz zu suchen, wo ich gleichzeitig sehen konnte, wer am Fenster stand und vielleicht guckte.
Diesmal war einer am Fenster und der sagte:
Na, auch schon mal bessere Zeiten gehabt! Oder? Das Fahrgestell ist meist als erstes lädiert. Oder?”
Wo hatte dieser Mensch sich bloß vorher versteckt?
