Der kleine Paul, acht Jahre alt, hat zwei Elternhäuser, weil Mama und Papa geschieden sind. Aber die Eltern, so wie der kleine Paul haben einen guten Weg miteinander gefunden. Paul sagt immer: ”Wenn ich bei Mama bin, fühl ich mich gut. Dann kann ich mich auch auf Papa freuen. Und wenn ich bei Papa bin, bin ich auch froh, dass ich Mama habe. Nur eines verstehe ich nicht. Sie haben mir gesagt, dass sie ihre Liebe zueinander verloren hätten. Warum suchen sie sie dann nicht wieder? Na, aber das frage ich sie im Augenblick erst einmal nicht, weil ich da noch nicht so ganz den Durchblick habe.”
Vor ein paar Wochen war wieder der Vater an der Reihe, um ein Wochenende mit seinem Sohn zu verbringen. “Was wollen wir denn morgen tun?”, fragte der Vater. Paul antwortete ihm und meinte: ”Lass Dich mal von mir überraschen. Ich möchte was ganz schönes tun!” – “Na, das klingt aber gut. Muss ich irgendetwas mitnehmen von hier oder hast Du alles bei Dir zu Hause. Oder kann mir Mama etwas leihen, was ich brauche?”
Zieh Deine alten Jeans an und nimm Gummistiefel mit. Vielleicht ist auch Dein Parka ganz praktisch! Da wir draussen sein werden, kann dann jedes Wetter kommen.”
Pauls Vater packte die wenigen Sachen zusammen und so fuhren sie zu seiner Ex. Dort übernachteten die drei gemeinsam im Haus und am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück verabschiedeten sie sich von Mama und Paul holte einen Zettel aus dem Rucksack, bevor sie ins Auto stiegen. “Wenn ich ein bisschen älter bin, Papa, werden wir das alles mit dem Fahrrad machen, das ist umweltfreundlicher. Jetzt ist mir das noch ein bisschen zu schwer.” Dabei reichte er dem Vater den Zettel hin, wo draufstand, wo sie hinfahren wollten. Der Weg wurde ausführlich beschrieben. Sie orientierten sich kurz und stellten den Navi ein. Dann ging’s los.
Zunächst fuhren sie aus Hamburg raus Richtung Vierlande und es dauerte dort nicht lange und sie stießen auf eine Gruppe von Kindern, die sich dort versammelt hatten. Sechs Erwachsene standen zwischen ihnen und nun endlich fragte Pauls Vater: ”Kannst Du mir jetzt sagen, was wir hier tun? Und warum habe ich meine alten Sachen an, wenn wir jetzt vielleicht zur alten Wassermühle laufen wollen oder zur Altengammer Kirche?”
Da kamen die anderen Erwachsenen schon auf die beiden zu und gemeinsam wurde nun beschlossen, wie man am Ufer der Doven Elbe langgehen wollte, um Plastik und anderes Gerümpel aufzusammeln und in Müllbehälter reinzuschmeißen. ”Na freust Du Dich, Papa, dass Du hier bist, um ein bisschen Ordnung in die Welt zu bringen. Das hast Du doch oft gesagt, dass Du das willst!” Der Vater musste leise lächeln, denn oft hatte er gesagt, dass mal wieder Ordnung im Lande herrschen müsse. Aber das war anders gemeint. Doch er dachte gerührt daran, dass sein kleiner, großer Sohn ihm mit dieser Aktion eine Freude bereiten wollte.
Gemeinsam wurde nun gesucht und gefunden
Sogar alte Reifen zog man aus dem Klackermatsch und eines der Kinder fand ein verrostetes Fahrrad. Plastiktaschen und Scherben aus dickem Plastik holte man vom Rasen oder aus dem Sand. Und als sie an der alten Werft vorbei kamen, wo nur noch ein kleines Boot am Ufer lag, fanden sie sogar einen Kühlschrank.
Die Kinder wie die Erwachsenen hatten nun gerötete Gesichter und es schien für alle ein großes Abenteuer zu sein, weil man so eifrig bei der Sache war. Von Zeit zu Zeit wurde mal etwas getrunken, aber die meiste Zeit war jedermann am schuften.
Dann war es drei Uhr. Einer der Männer griff zur Pfeife und holte damit alle zusammen. “Alles, was wir gesammelt haben, wird oben an der Straße abgestellt. Das holt nachher ein anderes Auto und bringt das zur Mülldeponie. Dann könnt ihr Eure schmutzigen Handschuhe ausziehen, in diesen Eimer werfen und wir alle fahren, so wie wir gekommen sind, wieder nach Hause. So, Kinder vielen Dank, dass Ihr toll mitgeholfen habt. Die Natur und die Tiere werden es Euch danken. Los, jetzt kommt und lasst uns die Säcke am Straßenrand aufstellen und dann ab nach Hause zu Kaffee und Kuchen.”
Danke, Papa, dass Du mir geholfen hast die Welt ein bisschen zu retten!
„Sollten wir das nächste mal Mama mitnehmen, damit sie auch helfen kann? Sie hat es doch auch gerne immer ordentlich. Und ich kann die Welt weiter retten!” Sprachs, setzte sich neben seinen Vater ins Auto, nahm den Gurt, schnallte sich an und fühlte sich sehr erwachsen, weil Papa ihn vorne sitzen ließ.