Bin mal wieder bei meinem Familienalbum, welches ich neu zusammengestellt habe und mit alten Geschichten bestücke. Und ich habe jetzt eine Seite aufgeschlagen, wo alle unsere liebsten Familienmitglieder zu sehen sind.
Mein geliebter Mann und meine nicht weniger geliebte Schwägerin hatten Geburtstag. Die beiden sind Zwillinge und ziemlich unzertrennlich.
Als mein Mann aufhörte noch regelmäßig zu arbeiten, er war nun über 65 Jahre alt, fingen wir an, den Geburtstag der beiden gemeinsam an Orten zu feiern, die nicht das Haus meiner Schwägerin oder das unsrige waren. Der 70. Geburtstag wurde als Übung auf Rügen gefeiert und wie hier auf der Zeichnung zu sehen ist, war der 75. endlich mit uns allen auf Mallorca. Welch ein Aufwand! Die Kinder kamen von überall her, von Hamburg, aus Bremen und Düsseldorf, Colorado und sogar aus San Francisco. Sie brachten ihre Partner mit und die ersten drei Enkel waren auch schon dabei.
Diesmal war es für alle etwas besonderes, weil jeder nun in einer neuen Situation war:
Mit Partner, mit Enkeln, ohne Arbeit und ohne jegliches Programm und — nicht zu Hause.
Doch alles funktionierte, wie es immer funktionierte. Wir waren überall ein tolles Team. Wir hatten Hunger, wenn alle Hunger hatten, Durst, wenn die anderen auch trinken wollten. Die einen fuhren, beglückt durch die großzügige Spende, Wasserski, die Enkel wurden in Watte gepackt oder auch nicht. Jeder machte es, wie er wollte. Tia, die älteste Enkelin zähmte die Fische, indem sie sie auf ihre Hand springen ließ,wo das Futter lag. Sie kam den Fischen freundlich entgegen, indem sie sich ins Wasser stellte, um es ihnen zu erleichtern, das Futter hochspringend zu erreichen.
Franz, der zweite Enkel, hatte Angst vorm Wasser und seine Tante, nämlich ich, hatte das auch. Und so versuchte ich mit ihm, stundenlang die Furcht zu überwinden und dem Meer standhaft entgegen zu schwimmen. Aber eigentlich gelang das auch nicht. Die Großmütter amüsierten sich und so waren wir laufend mit nichts und uns beschäftigt. Und wenn nicht, dann legten wir uns im Schatten nieder und schliefen mal eine Runde. Keiner hatte Lust, sich großartig vom Fleck weg zu bewegen, weil es einfach schön war, diese Tage für uns gehabt zu haben. Und auch des Abends genossen wir noch Kerzenschein und schnulzige Musik.
Wir hatten kaum etwas getan, außer schwimmen und am Wasser zu sein, uns nie gelangweilt in dieser einen Woche, alles in uns aufgesogen und gedacht: Ist das schön, diese Familie zu haben!
Und dann war die Woche rum, ohne mal etwas für unsere Bildung getan zu haben, wenigstens nach Soller gefahren zu sein, wo die köstlichsten Orangen der Insel wuchsen oder Bilder von Miro angeschaut zu haben.
Jeder fuhr oder flog seiner Wege. Doch es war schön, dass wir uns wieder gesehen hatten und wussten: Das sind Familienbande.
Wir brauchen oft viel, aber oft nicht mehr als uns.