Eigentlich wollte ich, nachdem ich gestern noch den Rasen gemäht hatte, heute im Garten weiter arbeiten. Doch das Wetter war noch grauenhafter als der Wetterbericht es angedroht hatte. Es stürmte, es regnete, es war kalt und nichts konnte mich dazu bringen nach draußen zu gehen. Was macht man also mit so einem Tag, der dann doch nicht so stattfinden kann wie man eigentlich wollte? Man beginnt den Frühjahrsputz im Hause.
Alle Kissen und seid sicher, ich habe davon eine Menge, wurden abgezogen und in die Waschmaschine gesteckt. Als ich aus dem Keller kam, sah ich, dass der Himmel ein paar blaue Flecke zeigte und so marschierte ich in den Garten, um die Rasenkanten abzustechen. Wenigstens das sollte getan werden. Es hatte geregnet und darum ging es dann auch ganz gut. Es machte mir Freude, denn dabei konnte ich immer ein bisschen gestalten. Hier einen kleinen Bogen, dort vielleicht einen größeren und zu guter Letzt kam ich an einer Ecke des Gartens an und – es fing wieder an zu regnen.
Ärgerlich ging ich ins Haus zurück, um meine Kissen aus der Waschmaschine in den Trockner zu stecken. Dann stellte ich in der Küche alle Stühle auf den Tisch, schob Hocker, den großen Kerzenständer und andere Dekostücke ganz zur Seite und holte meinen Robbi, meinen geliebten Roboter aus dem Schrank, damit er den Boden sauber machen sollte, derweil ich schon wieder sah, dass der Himmel sich beruhigt hatte und ich im Garten weitermachen konnte.
Inzwischen waren drei Seiten des Rasens abgestochen, da musste ich wieder innehalten – natürlich der nächste Regen – um im Haus weiter zu arbeiten. Die Kissen waren getrocknet, die Waschmaschine bereit für die schmalen Gardinen von Küchenfenster und Speisekammer, so dass die Waschmaschine wieder beladen werden konnte. Diesmal regnete es noch immer. So leerte ich erst einmal Robbi, lud ihn neu auf, während nun Staubwischen angesagt war. Inzwischen hatte ich gelernt, immer das zu tun, wo ich die Arbeit unterbrechen konnte, weil entweder der Garten rief oder die Wohnung.
So arbeitete ich mich sehr konzentriert durch Haus und Garten und war glücklich, als der Nachmittag kam und der Regen endgültig aufhörte.
Ich wollte unbedingt die Stelle gestalten, wo die Tanne stand, die meinen Rasen immer grauer machte. Dafür hatte ich mir viele Steine bringen lassen in unterschiedlicher Größe, um sie vor Ort zu verteilen. Wahrscheinlich würden die Wurzeln der Tanne irgendwann durch die ganze Rasenfläche wachsen. Und da Tannen und Fichten Flachwurzler waren und dazu den Boden sauer machten, musste ich mir jedes Jahr ein bisschen mehr einfallen lassen, wie der Rasen weiter gestaltet werden sollte, mit Steinen oder auch anderen Sträuchern, die sauren Boden brauchten.
Das liebte ich, denn so konnte ich den Garten immer weiter verändern. Oder wenn durch die ewigen Stürme, die wir in den letzten Jahren hatten, der Baum umfallen würde. Dann wäre es nicht mehr nötig, die Wurzeln abzudecken. Aber bis dahin war noch immer meine Fantasie gefragt.
Also schleppte und rollte ich die unterschiedlichen Steine, Geröll und Kiesel in die zu gestaltende Ecke und packte nur hin und wieder ein paar Vergissmeinnicht und auch Heide dazwischen. Ich füllte die Steine bis zur Übergangsstelle, wo meine Bank stand und es erfreute mein Herz immer mehr. Im nächsten Jahr werde ich noch ein paar Steine mehr brauchen, weil der Übergang zum restlichen Garten immer gelungen sein muss. Und das würde nächstes Jahr soweit sein, dass ich wieder eingreifen müsste.
Am Ende des Tages bemerkte ich, dass Haus- und Garten- Putz gelungen und vollbracht waren. Erschöpft ließ ich mich fallen und rührte mich für die nächsten zwei Stunden nicht mehr vom Fleck.
Zwei auf einen Streich. Haus und Garten.
Hurra! Kaputte Knochen, aber ein Herz voller Freude.
Es war Abend und mir kam Uhlands Gedicht in den Sinn…
Eine Strophe darin heißt:
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal,
nun armes Herz, vergiss der Qual,
nun muss sich alles, alles wenden.
Es ist Frühling!
Uhland
Und alles wird gut.
