Nein, nicht alleine, denn es sind Ferien und sie hat einen Hund und zwei Vögel der Kinder zum Vergnügen und Versorgen um sich.
Die Vögel vergnügen sich alleine, da sie nicht alleine, sondern zu zweit sind. Und der Hund, eine französischen Bulldogge, möchte da schon mehr von mir und ich bin gespannt welche Herausforderungen ich mich stellen muss.
Das fängt schon damit an, dass man nie das Gefühl hat allein zu sein, weil die Geräuschkulisse den ganzen Tag läuft. Man muss den Hund nur suchen, wenn er kein Geräusch von sich gibt, weil dann der Kleine etwas im Sinn hat. Ansonsten schnauft er öfter wie ein Baby in höchsten Tönen.Oder er grunzt wie ein mittelgrosses Schwein, um am Ende wie eine verrostete Kaffeemaschine zu krächzen. Und damit Ihr wisst, dass ich, die Großmutter, nicht übertreibe, möchte ich nur kurz ein paar kleine Begebenheiten berichten und Ihr könnt Euer Urteil selber fällen, wie raffiniert, dumm, intelligent oder einfach nur schlau und entspannt dieser Hund ist.
Zunächst sollte ich vielleicht noch sagen, dass der Hund eine “Sie” ist und für den Fall, dass ich sie weiter mit “er” anspreche, sie Schaden nehmen könnte.
Am ersten Tag passierte nichts, außer, dass sie mich mit ihrer Disziplin überraschte, wie sie vor ihrem Fressnapf stand, das Fressen darin auf sie wartete, sie mich ansah und nichts anrührte, bis ich das Signal gab, dass sie fressen dürfe. Dann allerdings schlug sie mit Geschwindigkeit zu und der Teller war in Sekunden leer. Anschließend trank sie einen Schluck Wasser und wartete darauf, dass noch mehr kommt. Man kann es ja mal versuchen, selbst wenn dann nichts weiter passiert. Das spricht für ihre Intelligenz und Raffinesse.
Dann musste ich zu meiner Therapie.
Alte Menschen haben nun manchmal Rückenschmerzen. Ich bat meine Nachbarin, die sie, zusammen mit ihren Leckerlis sehr liebt, ein bisschen auf sie aufzupassen, wenn sie Krawall machen würde.
Ich war genau eine Stunde mit An- und Abfahrt weg. In dieser Zeit hat sie die halbe Wohnungstür- Deko zerfetzt, weil sie vermutlich dachte, sie sei stark genug, um die Tür zu öffnen. Als ich meine Nachbarin fragte, wie sie gewesen sei, antwortete diese nur: „Ich fürchte, sie hat eine Gehirnerschütterung, denn sie schlug immer irgendwie gegen die Türe und ich konnte sie nicht in meiner Wohnung halten und ablenken. Sie ahnte vermutlich Böses, als Sie weggingen.“
Das spricht dafür, dass sie an ihre Stärke glaubt.
In der Nacht kam sie zu mir und legte sich auf die Tagesdecke. Die ist natürlich schön und weich. Auf die hat sie anschließend in gelboranger Farbe zweimal hingespuckt und sich dann gemütlich ein Stückchen daneben wieder hingelegt. Geschämt hat sie sich nicht. Man muss sie nach Möglichkeit auf frischer Tat ertappen. Das war hier nicht der Fall… Als ich das (nicht gleich) entdeckte, brachte ich die Decke schnell in die Waschmaschine und ließ waschen. Getrocknet habe ich sie im Garten und dachte bei mir:
Die Decke war ja einfach mal wieder dran gewaschen zu werden. Aber doch nicht soo schnell!!“
Das Ganze spricht hier für ihr Selbstbewusstsein sich locker neben die Flecken zu legen oder hat sie einfach nur ein dickes Fell?
Wieder Tage später entdeckten wir beide am Abend eine kleine Maus auf unserer Veranda vor dem Rasenbereich. Da ich Mäuse sehr wenig mag, gelinde ausgedrückt, gab ich dem Drängen meiner Hündin nach, die offensichtlich mit ihr spielen wollte und öffnete das Gitter. Sie fegte mit affenartiger Geschwindigkeit nach draußen und fast in die Maus hinein. Sie bremste ab – die Maus verschwand und unsere Hündin schaute verdutzt, wo sie geblieben war. Die Maus! Anschließend roch sie unentwegt mit der Nase direkt auf den Steinen weiter nach der Maus und stieß dabei gegen einen kleinen Felsblock. Das erschreckte sie derart, dass sie eine großen Sprung machte und zurückfuhr.
Gestern Abend haben wir sie wieder gesehen. Die Maus! Doch mein süßes Hündchen hatte keine Lust auf ein weiteres Spiel, was sie vermutlich verlieren würde und kroch nur noch interessiert bis ans Gitter. Intelligent oder faul oder…
Meine Nachbarin brachte mir zur Mittagszeit Bratwürstchen rüber, die ich essen sollte. Ich stellte sie neben den Herd, probierte eine ein bisschen und holte mir anschließend Brot, Butter und Gurke dazu.
Ich hörte trotz Hörgerät meinen schmatzenden Hund erst, als er das letzte Würstchen verschlungen hatte. Ich warf einen Holzteller hinter der Dame her und da schien sie verstanden zu haben, dass ich nun sauer sei.
Auf die Anrichte zu springen, um dazu mein Mittagsmahl zu verspeisen – das war zu viel.
Auf Neudeutsch ein absolutes „No go“.
Und für den Rest des Tages trug sie Trauer. Zu recht!! Und schaute mich mit dramatischen Augen an.
Aber – Gelegenheit macht Diebe und ich hatte das Nachsehen. War sie nun doch intelligent oder einfach nur verfressen?
Mal sehen, was sie heute macht. Jetzt ist sie wieder so still und ich muss nachschauen, was sie tut.
Sie liegt auf dem Schaffell wie ein Baby, schnorchelt ganz leise vor sich hin, als könne sie kein Wässerchen trüben. Und von Zeit zu Zeit macht sie ein Auge auf, um unsere Welt aus ihrer Sicht zu kontrollieren.
Und manches mal wird sie daran denken und sich wünschen ein Mensch zu sein, weil der den Kühlschrank öffnen kann. Oder die Gartentür zur Wohnung unserer Nachbarin, die aus Versehen die frisch eingekauften Leckerlis noch nicht weggeräumt hat, so dass unsere Hündin sich dann fühlt wie im Selbstbedienungsladen. Das sind Träume!!!
Aber heute war wirklich ein langweiliger Tag und ich hoffe, dass es morgen wieder spannender wird.
Es ist doch schön, wenn ich mit meinem für kurze Zeit ausgeliehenem Hund sprechen kann, wem sonst könnte ich sonst alles anvertrauen??
Und unsere Kinder sagen sicher täglich:
So viele Hunde auf dieser Welt- und ausgerechnet wir haben den schönsten.