Meine Schwägerin erzählte mir vor einigen Jahren einmal, wie sie mit ihren Enkelkindern im Auto saß, um von A nach B zu fahren. Die Enkel saßen mit 6 und 8 Jahren noch brav auf dem Rücksitz, wie sich das gehört. Plötzlich fragte der Junge: „Omi, was hast Du da an dem Arm hängen.“ Meine Schwägerin sah ihre Uhr dort baumeln und meinte: „Das ist doch meine Omi-Uhr.“ – „Nein, das meine ich nicht. Ich meine das weiße, es sieht aus wie Haut.” Meine Schwägerin sah auf ihren Arm und erschrak. Die ganze Haut ihres Unterarmes hing runter, blutleer und ohne Fleisch und Muskel. Der Arm war aber nicht etwa krank, sondern nur schlabberig und alt. Sie schluckte und dann meinte sie: „Das ist mein Unterarm.“ – „Aber was ist mit dem Unterarm? Meiner ist nicht so wackelig!“ – „Das glaube ich,“ antwortete meine Schwägerin dann ganz ehrlich und fing dabei an zu lachen: „So sieht die Haut halt aus, wenn man alt wird.“ – „Ach, so,“ gab der Enkel zurück, „das ist also alles.“ Sprachs und wandte sich anderen Dingen zu, während meine Schwägerin noch versuchte, ihre Ärmel weiter runter zu ziehen, was aber nicht gelang. Zu kurze Ärmel sind nun mal zu kurz, um einen langen Arm zu bedecken.
Diese Geschichte erzählte sie mir, um mich zu warnen, todunglücklich darüber zu sein, wenn meine zukünftigen Enkelkinder mich mal das eine oder andere Peinliche fragen würden. Und so kam es auch. Unsere Enkelin, die wir dann glücklicherweise eines Tages auch hatten, meinte mal, als sie so etwa 7 Jahre alt war und ich sie von der Schule abholte:
Grossmama, warum bist Du so dick?
Mama und Papa haben gesagt, du bist krank.“ – „Ja, meine Schilddrüse hat keine Lust mir zu helfen, damit es mir wieder besser geht,“ gab ich zur Antwort. Und mir fiel sofort meine liebe Schwägerin ein, die mich vor solchen Fragen gewarnt hatte. „Dann mach ihr mal Lust, damit sie Dir hilft.“ – „Das versuche ich doch dauernd, aber sie hilft mir nicht.“ Meine kleine Enkelin war schon wieder bei ganz anderen Dingen und ich schluckte noch immer an dem „so dick“ sein. Ein andermal bewunderte sie mein Armband und meinte, dass sie so ein schönes Armband auch mal haben möchte. „Das kriegst Du von mir, wenn ich gestorben bin,“ lachte ich.
Wann stirbst Du denn?“
gab sie zurück. „Ja, wenn der liebe Gott meint, dass es an der Zeit ist zu gehen, dann sterbe ich.“ – „Ach, bist Du dann ganz echt tot?“ – „Ja!“ – „Naja, von mir aus kannst Du ruhig noch ein bisschen leben!“ Ach, wie gnädig, dachte ich und fühlte trotz der Warnung meiner Schwägerin tiefe Trauer in mir. Sowas dummes!
Eine befreundete Großmutter wurde von ihrem kleinen 5 Jahre alten Enkel gefragt, warum bei ihr aus der Bluse ein Popo raushängen würde und nicht eine schöne Brust wie bei Mama. Sie war ganz platt und wusste nur zu sagen, dass das auch ein Busen sei, nur ein bisschen anders, weil jeder Busen anders geformt sei. Sie brachte nicht über die Lippen zu sagen, dass er schlaffer geworden sei. Und als sie dann endlich sagen wollte, dass alte Menschen eine nicht mehr so glatte und feste Haut haben, hatte ihr Enkel schon längst die nächste Frage: „Warum hast Du 3 Doppelkinder?“ – „Das heisst Doppelkinn!“ – „Ja, aber davon hast du drei! Warum?“ Aber schon im nächsten Augenblick wurde sie erlöst, weil der Kleine ein Eis haben wollte. Ihr Enkel hatte die Frage schon längst wieder vergessen wie die meisten Kinder, während sie sich den halben Nachmittag fragte, was wohl die richtige Antwort gewesen wäre.
Naja, vermutlich hat Karl Lagerfeld nicht umsonst gesagt, ab 70 (eigentlich schon ab 60) sollte man sich zuhängen. Ich frage mich, ob wir dann überhaupt noch etwas sehen könnten, denn das Gesicht gehört doch mit seinen vielen Falten auch dazu!
Ich denke, das ist Quatsch!
Ein Minikleid würde ich auch nicht mehr anziehen und mit ärmellosem Shirt würde ich auch nicht mehr winken, weil die alte Haut nicht mehr aufhören würde zu wackeln. Aber ansonsten… Auf zu neuen Ufern!