Als kleines Mädchen wollte ich immer Tänzerin werden und ging mit Begeisterung ins Ballett. Ausserdem wollte ich Sängerin werden und übte dafür jeden Tag.
Bis mir eines Tages das Foto einer Frau in die Hände fiel, unter deren Konterfei Maria Schell stand. Schwarz weiss Hochglanz.
Sie war so schön und strahlend, dass ich mir von Stund an wünschte, so schön zu sein wie sie.
Sie war eine bekannte Schauspielerin wie ich herausfand und ich begann alle Fotos, die ich von ihr finden konnte, auszuschneiden und zu sammeln.
Ich war begeistert wie sie lächelte, noch mehr hingerissen wie sie weinte. Ich fing an mich so in ihr Gesicht hineinzusehen, dass ich sie zeichnete. Einmal, zweimal, immer wieder. Und irgendwann schaffte ich ein Bild von ihr aus all den vielen Fotos, das ganz eigenständig war, aber doch sie. Ich war selig.
1952 wurde ein Film in Kassel, meiner Heimatstadt gedreht mit, na, Sie wissen es: mit Maria Schell. Der Film hiess: „Tagebuch einer Verliebten„. Die Crew suchte Jungs für den Film und man ging in viele Schulen, um Kinder auszusuchen, die in diesem Film Fussball spielen sollten.
Unfassbar, sie suchten meinen jüngeren Bruder aus, der mitspielen sollte. Mein Bruder war wunderhübsch, blonder Lockenkopf mit grossen dunkelbraunen Augen und einer Haut wie heller Kakao. Das fand ich grossartig und dachte sogleich daran, ihn von nun an zum Drehort zu begleiten.
Was aber machte mein Bruder? Er schrie, tobte und meinte, er sei doch nicht verrückt in so einem Film mitzuspielen. Ich konnte ihn auch nicht davon überzeugen, dass davon mein Lebensglück abhängen würde.
Immer wenn ich aus der Schule kam, schlich ich mich zum Lutherplatz, wo ein kleiner Teil des Filmes gedreht wurde. Ich hoffte natürlich nun auf mein eigenes Glück. Ich war schon wütend genug, dass ich kein Junge war und so süss wie mein Bruder.
Eines Tages sah ich SIE. Sie schaute für eine Szene aus dem Fenster eines alten Hauses heraus und rief für diese Szene: „Karli, komm sofort rauf!“ Karli war der Junge, der in diesem Film ihren Sohn spielte.
Sie rief diesen Text einmal zweimal, fünfmal und mehr und immer gleichbleibend geduldig.
Leider war das Fenster, aus dem sie rief, mindestens 30 Meter von mir entfernt, ich konnte sie kaum erkennen. Pech!
Wieder einmal stand ich selbstvergessen am Strassenrand und wartete, ob ich etwas würde sehen können von ihr. Enttäuscht wandte ich mich ab und sah direkt in einen kleinen Wagen, es war ein VW, und zuckte zusammen: Maria Schell! Ich hielt die Luft an. Und neben ihr sass O.W. Fischer. Sie beide knutschen ein bisschen miteinander und lachten vergnügt. Ich erstarrte. Da sah sie mich und sagte: „Na, Du, hallo. Möchtest Du etwas?“ Ich riss meine Zeichnung aus der Tasche und reichte ihr das DINA 4 Blatt grosse Bild herüber und sie sah strahlend auf das Werk und sagte: „Ach Gott, wie süss!“ und aus dem Fenster heraus gab sie mir einen Kuss auf die Wange. Ich rannte weg und stand völlig neben mir. Hatte sie Danke gesagt? Keine Ahnung.
Doch von da an lebte ich von dieser Anerkennung und fing an, mein Leben der Portraitmalerei zu widmen. Ich malte und zeichnete alle, Liselotte Pulver Grace Kelly, das doppelte Lottchen und Alice und Ellen Kessler, die mir später Autogramme auf meine Zeichnungen gaben. Romy widmete ich gar ein ganzes Ölbild.
Als ich später in München lebte, malte ich all die Stars auf grosse Kinoleinwände und den einen oder anderen Promi lernte ich dabei kennen, wenn er vor dem Plakat stand vor einer Premiere, um zu sehen, ob sein Bild wohlgeraten sei.
Diese Geschichte ist der Beginn meiner ersten grossen Liebe: Der Portraitmalerei, ehe sich meine Malerei auf den Weg machte, auch anderes malen und ergründen zu wollen.
☆:*´¨`*:.•.¸¸.•´¯`•.♥ Dank Maria Schell und ihrem süssen Lächeln, hat das Schicksal zugeschlagen und mich zur Malerin gemacht! ♥.•´¯`•.¸¸.•..:*´¨`*:.☆