Gestern fuhr ich mal wieder mit dem Bus, um zu meiner Therapiestunde zu kommen. Ich stieg wie immer in der Mitte des Busses ein, damit ich möglichst nahe am Schalter war, um mein Ticket abzustempeln. Dann setzte ich mich auf den Platz, wo immer alle Menschen saßen, die Gehprobleme hatten und einen Rollator brauchten. Den brauchte ich nicht, aber stattdessen benötige ich zwei Wanderstöcke, die mir helfen, den Schwindel ein bisschen auszugleichen, den ich habe.
Ich saß erst eine Station lang im Bus, da stiegen zwei Leute mit Rollator ein. Bei der nächsten kamen fünf Rollatoren dazu und nach einer weiteren Station zählte ich nun schon einen Kinderwagen und acht Rollatoren. Es wurde eng und als sich an der nächsten Haltestelle die Türen öffneten, passte der Radfahrer mit dem Fahrrad nicht mehr rein und musste bei der zweiten Türe des Busses einsteigen. Da ich etwas höher saß, konnte ich sehen, dass es auch auf der zweiten Plattform des Busses immer enger wurde.
Ich zählte am Ende 17 Rollatoren, zwei Kinderwagen und ein Fahrrad.
Und als dann auch noch ein Rollstuhlfahrer mitfahren wollte, stieg der Fahrer aus, weil er die kleine Hebebühne für den Rollstuhlfahrer ausklappen musste. Dabei schrie er uns alle an, dass wir uns schlanker machen sollten und siehe da, einige Leutchen konnten ihren Rollator zusammenschieben, ich musste von meinem Platz verschwinden und den zweiten Radfahrer schickte er in den hinteren Teil des Busses.
Dann wurde es ungemütlich, denn bei der nächsten Station stiegen „Rollatoren“ aus, die aussteigen mussten, aber in die äußerste Ecke bugsiert worden waren, weil man ja alle in den Bus bekommen wollte. Also stieg der Busfahrer wieder aus, holte alle Personen aus dem Bus und wollte sie anschließend, je nach Entfernung, wo sie aussteigen mussten, wieder in den Bus schicken. Doch da hatte er mit den meisten Leuten falsch gewettet, denn plötzlich mussten alle Menschen an einer der nächsten Stationen aussteigen und wollten vorne stehen. So etwas nennt man dann „Platzangst“.
Eine junge Frau, die aussteigen musste, fragte ganz frech dabei in die Runde, ob es denn keine normalen Menschen mehr geben würde? Und als sich die ersten alten Leute darüber aufregten, was sie gesagt hatte, quetschte sie sich schnell aus dem Bus und eilte davon. Meiner Nachbarin war die Tasche dabei hingefallen und sie versuchte sich zu bücken, um an sie ran zu kommen. Aber nix da, alle schoben sie von sich weg, so dass sie panikartig in die Hocke ging und noch mehr für Enge sorgte.
Ich kriege keine Luft,“
keuchte sie, während ich sie hochzog. Ich fing auch schon an zu überlegen, wie ich all die Hürden nehmen sollte, um zur Tür zu kommen, da erreichten wir die S-Bahn Station und viele drängten nach draußen, wobei sich die meisten nicht besonders geschickt anstellten, als sie beim Aussteigen den Rollator wieder breit und fahrbar machen wollten. Die Frau suchte noch immer ihre Tasche und hielt damit den Bus auf. Doch endlich fanden wir sie unter einer der Bänke und die Dame konnte endlich aussteigen und der Bus weiterfahren.
Als ich meine Station erreichte, stieg ich schneller aus als sonst, denn ich hatte den Eindruck, der Fahrer wollte die Zeit, die er verloren hatte, wieder aufholen und alle weiteren Stationen ignorieren. Ich schaffte es gerade noch, dass mein Rucksack nicht in der Türe eingeklemmt wurde, und der Bus raste davon.
Es bleibt dabei, dachte ich bei mir, alles wird gut oder führt zu einem guten Ende. Man darf dabei nur nicht sein Ziel aus den Augen verlieren:
Freiheit und frische Luft!
Und im Bus lieber noch mehr Kinderwagen!!
