Tagebuch der Dankbarkeit: Ein Weg, das Leben in all seinen Facetten zu schätzen

Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf und Saskia dachte darüber nach, wie sie die schlechte Stimmung für sich wieder überwinden könnte. Kriege und wirtschaftliche Labilität, Menschen verachtende Situationen, Hass, Düsternis, Hunger und Not, keine Liebe und Zuversicht, weil Lügen die Welt regieren, Diktatoren uns alle beherrschen, wir uns beherrschen lassen.

Das kann nicht sein, denn es ist noch gar nicht so lange her, da war diese Welt noch schön und fast in Ordnung. Wo ist diese Freude, diese Kraft geblieben?

Lange gingen alle diese Gedanken mit ihr spazieren. Sie dachte an ihre Eltern und Großeltern, die Kriege erlebt hatten und aus den Trümmern eine neue, bessere Welt schafften.

Wenn ich nicht aus allem etwas Positives schöpfen kann, wie sollen unsere Kinder es dann tun? Was haben unsere Eltern getan? Den Kopf in den Sand gesteckt?“

Es war, als hörte sie ihre Eltern sagen: „Wie gut, dass der Krieg vorbei ist! Wie gut, dass uns keine Bomben mehr um die Ohren fliegen. Wie gut, dass unsere Kinder keinen Krieg mehr erleben müssen. Wie schön, dass es endlich wieder was zu essen gibt!“ Alles wurde gut und schön für sie.

„Das ist das Geheimnis,“ dachte Saskia und sie sah fast, wie ihre Mutter lächelnd durch die Wolken zu ihr runter schaute. „Einer muss anfangen, die Gedanken wieder ins Positive zu kehren. Und der nächste macht irgendwann weiter!“ 

Saskia hatte heute Morgen ihre Kinder geweckt, die so vertrauensvoll in den Morgen hinein schliefen. „Ist es nicht schön, dass ich gesunde Kinder habe? Das Frühstück hat ihnen geschmeckt und wie die meisten Kinder dieser Welt sind sie in die Schule gegangen, der eine mit gemischten Gefühlen, weil eine Mathearbeit anstand, der andere ohne Ärgernis!“ 

Sie trugen ihr Frühstück in der Schultasche, die kleine Tochter noch den Turnbeutel dazu.

Sie würde heute Sport machen. Das war immer Spaß für sie. Jule hatte außerdem Zeichenunterricht, der ihr viel Freude bereitete, Oskar arbeitete sich an altgriechisch ab, weil er diese Herausforderung gewählt hatte. Sie selbst freute sich heute auf ihren freien Tag, an dem sie sauber machen wollte. Und ihr Mann würde heute Abend von seiner Geschäftsreise zurückkehren, die er so nachdenklich angetreten hatte. Doch inzwischen hörte sie von ihm, dass er ganz erfolgreich gewesen war. Nicht unbedingt in finanzieller Hinsicht, aber in zwischenmenschlicher, was ihm viel bedeutete.

Sie stand auf, sammelte in der ganzen Wohnung die schmutzige Wäsche zusammen und brachte sie in die Waschküche. „Wie schön, dass ich eine Waschmaschine habe,“ dachte sie und stellte die Maschine an. Anschließend nahm sie den Müll mit in den Hof raus und bedankte sich, dass die Müllabfuhr die Kästen schon geleert hatte. Und als sie den Staubsauger brummen hörte, waren ihre Gedanken,

Wie gut, dass ich Strom habe!“

Irgendwann fiel ihr auf, wie fröhlich sie war und als sie bemerkte, dass ihre Mama noch immer irgendwie mit ihr sprach, nahm sie sich vor, wieder Tagebuch zu führen, um aufzuschreiben, wie oft sie sich am Tag über irgendetwas gefreut hatte.

„Warum sollen wir uns von diesen Berichterstattern nur negative Infos um die Ohren schleudern lassen. Ich bin für mein eigenes Leben verantwortlich, für meine Kinder und meinen Mann. Wie konnte ich nur vergessen, wie schön das Leben ist, auch wenn man mal Zahnschmerzen hat. Gut, dass mich meine Mutter daran erinnert hat.“ Dann nickte sie in Richtung Himmel, bedankte sich bei Mama. Anschließend holte sie sich ein neues Schulheft aus der Schublade und ihr erster Eintrag war: „Heute bin ich aufgewacht und weiß nun endgültig, dass das Leben nicht nur wertvoll und ein Geschenk, sondern auch schön ist.“

Man muss ihm halt nur immer wieder die Gelegenheit dazu geben und weitersagen…