Es war das Jahr 1958 und Sabine, Frauke, Sigrid und Hannelore wollten in die Tanzstunde gehen. So war es damals auch die richtige Zeit, wenn man 17 Jahre alt war.
Aufgeregt meldeten sie sich an und ebenso aufgeregt begannen sie mit der ersten Stunde, wo ihnen die jungen Herren zugeteilt wurden. Sigrids Tanzherr sah ganz nett aus, aber die der anderen Mädchen bekamen Pickelgesichter und Zehentreter zu Partnern. Die Mädchen konnten meist schon ein paar Schritte tanzen, doch die Jungs hatten keine Ahnung, was Tanzen überhaupt heißt. Unentwegt latschten diese scheinbaren jungen Herren ihnen auf die Füße. Sie wurden rot, doch sie entschuldigten sich nicht.
Auf dem Heimweg jammerten die Mädchen, weil ihre Jungs so unbegabt und auch noch so „unausgewachsen“ waren. Aber nun hatten sie einmal angefangen zur Tanzstunde zu gehen und bezahlt war der Kurs ebenfalls, so dass es kein Kneifen mehr gab. Doch langsam und allmählich wurde es besser. Sigrid hatte sich in ihren Tanzpartner verliebt, Frauke nahm ihren Knaben so einfach hin und suchte mit Blicken schon nach einem anderen Ausschau, was man eigentlich nicht durfte. Hannelore und Sabine aber verzweifelten an der Welt, weil sie schon längstens andere Jungs entdeckt hatten, die ihnen richtig gut gefielen. Und die waren auch der einzige Grund neben der Geldanlage, die man in diesen Unterricht investiert hatte, der sie noch zum Tanzunterricht gehen ließ. Schließlich konnte man sich hinterher noch ein bisschen umschauen und mit den Augen klappern. Die Kleiderfrage stellte sich schon ziemlich früh für den Mittel und Abschlussball. Allerdings nicht für Hannelore und Sabine. Den beiden war es egal, was sie anzogen, denn sie fanden ihre Männer auch nach so vielen Wochen einfach nicht attraktiver.
Es kam der Mittelball und die beiden trugen einen schwarzen Rock und eine weiße Bluse, die noch aus der Konfirmandenzeit passten. Allerdings hatten sich die beiden Mädchen Metallgürtel besorgt, weil sie eine schlanke Taille haben wollten, wenn sie zwei Petticoats unter dem Rock tragen wollten. Die Metallgürtel schnitten ziemlich stark in der Taille ein, weil sie hart waren und nicht überall einen Nippel hatten, wo ein Loch dafür da war, um die Petticoats in der Taille nicht so dick auftragen zu lassen.
Der Mittelball fand statt und die Mädchen tanzten vier Standard Tänze mit ihren festen Tanzpartnern.
Und dann kam die Überraschung, die sie nicht erwartet hatten, denn nach Halbzeit des Abends durften nun die Jungs sich ein Mädchen ihrer Wahl suchen und einmal auch die Mädchen einen Jungen zum Tanz auffordern. Da hätten die beiden am liebsten doch schon was schickeres angezogen.
Doch mit viel Glück bekamen sie beide den Mann ihrer Wahl und hielten sich den auch für den Rest des Abends. Und so wurde es für Hannelore und Sabine doch noch ein wunderbarer Mittelball, der sehr auf den Abschlussball hoffen ließ, so dass sie sich dafür doch schicke Kleider von ihren Müttern schneidern lassen wollten. Mal sehen, von wem sie dann einen Stoff bekommen könnten, der sie jung und schön aussehen lassen würde. Schließlich konnte man 1958 noch nicht alles, was man so haben wollte, auch kaufen. Und die Mütter mussten dazu auch noch überredet werden, dass der Ausschnitt am Kleid nicht zu klein geschneidert werden sollte. Ob sich dann wohl die Mädchen durchgesetzt haben?
– Fortsetzung folgt –
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