Unerbitterliche Hitze

Unschuldig stieg die Sonne am Morgen wieder auf. Sie hatte vergessen, dass der Himmel eigentlich endlich mal wieder weinen wollte.

Sie schob die letzten Wolkendecken zum Horizont und begann zu scheinen wie all die vielen anderen Tage zuvor, nur etwas sanfter, als wolle sie zeigen, dass der Herbst schon naht. 

Darum konnte Hanne auch noch ein paar Stunden im Garten arbeiten und die Kräuterecke mit den 7 Kräutern für die „Grüne Soße“ neu einrichten.

Von Zeit zu Zeit schüttelte sie den Kopf, denn die Erde war so trocken, dass sie sich wunderte, wieso überhaupt noch etwas wuchs. Und es dauerte lange, ehe der Boden das Wasser weiter aufnahm.

Sie schaute in die Ecke des Gartens, wo schon zwei ihrer schönen und üppigen Azaleen verdorrt waren. Auch die Kamelie hatte keine neuen Blätter  bekommen und die alten hingen schon schlapp am Ast. Der daneben stehende Rhododendron würde wohl auch eingehen, denn seine Blätter waren gelb und braun. Die meisten aber hatte er in seiner Tristesse abgeworfen.

Und am Teich schwirrte nur noch eine einsame Libelle herum. 

Schließlich verteilte Hanne das allerletzte Wasser aus dem Badezimmer im Garten,tröstete ihre Pflanzen, dass sie in den nächsten Tagen sicherlich auch Wasser vom Himmel bekämen und stand auf.

Die Sonne schien schon nicht mehr vom hohen Himmel, sondern zog die Bahnen tiefer am Horizont. Doch die Unerbittlichkeit der stechenden Hitze hatte sie am Nachmittag wieder erreicht und so konnte der kleine Mensch nichts anderes tun, als auf Regen zu hoffen, damit die gebeutelte Natur sich erholen sollte. 

Sie versorgte die Vögel, gab ihnen und den Eichhörnchen noch frisches Wasser und räumte pflichtergeben die Werkzeuge weg.

Hanne holte sich eine Decke aus dem Zimmer, legte sie weit ausgefaltet auf den Rasen in den Schatten, der nun an einer Seite des Gartens entstand, ließ sich darauf nieder und atmete tief durch. Sie streckte sich aus, schaute zum tiefblauen Himmel hinauf, ein paar weiße Wolken torkelten dahin und sie dachte an das Lied von Dalida:

Am Tag, als der Regen kam…“

Sie wunderte sich noch, dass die Hitze auch vor dem  Schatten nicht Halt machte.

Dann schlief sie ein.