Löcher, wo man keine Ideen mehr hat, keine Lust und keinen Antrieb, gibt es öfter. Ganz schlimm war mein erstes Hineinfallen in ein Loch und ich wusste nicht mehr, ob das meine richtige Berufsrichtung werden könnte. Ich hatte eine Ausstellung besucht und das erste Mal die Impressionisten und Expressionisten in Natura und nicht mehr als Druck gesehen. Das war die Erkenntnis, ein arrogantes Wesen zu sein, welches nach den Sternen griff. So hohe Kunst würde ich nie erreichen. Ich würde ein ewig Suchender sein und bleiben. Immer unerfüllt. Lange fasste ich keinen Pinsel mehr an, bis mir eines Tages nach langem Grübeln als Jugendlicher die Erkenntnis kam, dass man in der Kunst immer auf der Suche ist und wohl auch sein muss. Und vor allem, dass es viele Wege gab, sich auszudrücken.
Dann fing ich zaghaft wieder an zu malen, zu aquarellieren, zu zeichnen mit Stift,Kohle und Rötelstift.
Die Welt ordnete sich wieder von alleine.
Lange malte ich in Öl, vor allem Portraits, aber schon bald darauf wollte ich experimentieren. Acryl gab es noch nicht oder ich gehörte wohl zu denen, die dieses neue Material noch ablehnte und so wechselte ich zwischen Aquarell, Plakatfarben, Kreiden, Buntstiften im Wechsel oder sogar auf demselben Bild, wobei ich die eine oder andere Farbe wie die Kreide fixieren musste. Das Experimentieren brachte mich über die Jahre weit voran, auch wenn ich lange in der gleichen Richtung blieb, was und wie ich gestalten wollte.
Außerdem arbeitete ich als Grafikerin, Plakatmaler und hin und wieder gestaltete ich Räume und Wände. Das brachte Abwechslung und viel Freiheit für mich, denn ich durfte vor allem arbeiten, wie ich wollte. Das war wunderbar. So entstanden immer Zeiten, wo ich mir Lust für das eine oder andere holte und vor allem nicht stehen blieb.
Dabei entdeckte ich auch das Material Holz, das ich sehr liebte, nur wusste ich nicht viel mehr damit anzufangen, als es zu bemalen, wie man Bauernschränke bemalt. Und da ich zu dieser Zeit in München lebte, bemalte ich nicht nur Schränke, sondern erlernte die alte Bauernmalerei und gestaltete nun auch Blumenkästen, Vogelhäuser und sogar Garderoben und Spiegel. Es öffnete sich mir eine ganz neue Welt, eine Welt voller Kunst und Kitsch.
Und mit den Kindern, die ich nun hatte, änderte sich auch mein Bedürfnis in der Malerei. Anfänglich malte ich noch meine Kinder in allen Situationen, aber es wurde mir langsam klar, dass ich eigentlich “ LIEBE“ malen wollte. Liebe zu meinen Kindern, zu meinem Mann, zu meinem Leben und vor allem zu meinen Gefühlen.
Wie malt man „LIEBE“?
Wie malt man Liebe und womit, wo drauf, so dass es jeder versteht, ohne dass man etwas dazu erklären muss? Bilder muss man nicht erklären- Bilder muss man fühlen, spüren!
Oft malte ich mit einer kleinen Kindergruppe und das machte viel Spaß, denn Kinder malen direkt und nicht versteckt ihre Wünsche und Sehnsüchte aufs Papier. Und in all dem seelischen Chaos, in dem ich mich während der „Liebe- Suche“befand, beobachtete ich die Kinder.
Gleichzeitig experimentierte ich in der Zeit mit Holz, denn da Holz sich bis an sein Lebensende bewegt, kann ich nicht jede Farbe auf dem Holz benutzen. Die Frage war auch: „Wie alt muss das Holz sein, damit es sich weniger bewegt? Was geschieht, wenn ich Ölfarbe nehme? Geht sie eine Symbiose mit Holz ein oder bleibt die Farbe obendrauf stehen? Kann ich Malmittel dazu nehmen oder versinkt es in der Maserung und verändert die Holzfarbe?“ 1000 Fragen, die ich mir erst beantworten musste, ehe ich „Liebe“ auf mein Holz malen wollte. Holz ist so warm und umfasst und erwärmt Dich mit Liebe. Keine Farbe kann das und so entstand meine Idee,auf Holz zu malen, so wie ich die Lösung mit der richtigen Farbe gefunden hatte.
Die Lösungen für meine Holzbilder fand ich nach langer Suche und malte viele Jahre in dieser Technik und war dabei total happy. Und ich malte „Liebe“.
Bis das nächste Loch kam.
Und das war die Zeit, wo ich für das Krankenhaus mit kämpfte. Dabei half mir die Ausstellung bei Maha und anschließend ordnete ich in der Malerei wieder mein Leben neu.Es ging wieder voran! Endlich!
Das schlimme ist nur:
Jetzt, nach 15 Jahren voller Freude, bin ich wieder in einem Loch und kann weder die richtige Farbe noch die richtigen Pinsel und die Leinwände finden. Und meine Gedanken sind im Augenblick mit meinen 82 Jahren an einem Punkt angekommen, wo ich mich frage, ob ich nicht alles gemalt habe, was ich malen und sagen wollte und jetzt nichts mehr zu malen oder zu sagen habe?